Interview mit Universe-Defensive Coordinator Thomas Kösling

Thomas Kösling muss Universe-Fans nicht mehr vorgestellt werden. Seit Gründung des Clubs war der Allrounder als Spieler für den American Football-Bundesligisten aktiv, stellte dabei einige Rekorde auf und führte das Team mit vielen anderen Aktiven und Coaches in die GFL2 und zu zwei Vizemeister-Titeln. Mike Williams benannte den 30-Jährigen nun zum neuen Defensive Coordinator. In seinem ersten Interview als Coach wagt Thomas Kösling nun einen Ausblick auf die Saison 2014.

Nach Deinem letzten Auftritt als Spieler 2013 hast Du noch gesagt, Du könntest Dir auf jeden Fall vorstellen, irgendwann einmal Coach zu werden. Nun hast Du bereits die Aufgaben eines Defensive Coordinators übernommen? Wie kam es dazu?

Wie jedes Jahr habe ich nach der Saison erst einmal etwas Abstand vom Football genommen und mir auch keine Gedanken über das Coaching gemacht, weil wir ja auch richtig gute Coaches hatten. Als dann aber einige Coaches des letztjährigen Staffs den Club verließen und Mike Williams Head Coach wurde, habe ich mit Adrian Hensel gescherzt, dass wir den Job zusammen machen könnten. Als dann Mike Williams wirklich angerufen hat und mir dieses Angebot machte, wurde die Sache schnell ernst und ich wusste einfach, dass ich diese Herausforderung annehmen möchte. Persönlich gesehen war ich schon immer vom Spiel American Football fasziniert und beschäftige mich seit vielen Jahren mit allem, was damit zu tun hat. Von daher ist für mich der Wechsel in den Coaching-Bereich ein spannender aber auch logischer Schritt. Dass es natürlich so schnell ging und ich mich gleich als Defensive Coordinator austoben darf, ist für mich eine große Chance und eine spannende Aufgabe zugleich.

Fühlst Du Dich der Aufgabe trotz fehlender Erfahrung als Coach gewachsen?

Ich hätte diesen Job nicht angenommen, wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, dass ich das bewältigen kann. Natürlich ist es ein Sprung ins kalte Wasser, aber ich glaube fest daran, dass man Chancen ergreifen muss, wenn sie sich bieten. Ich habe mich schon immer als eine Art Coach auf dem Feld gesehen. Ich wollte über das Spiel immer alles wissen und meine große Stärke war, glaube ich, auch das Spielverständnis. Ich hatte in meinen 13 Jahren Football sehr gute Coaches, unter anderem auch Markus Grahn, der mich sehr geprägt hat, aber auch von Daniel Garcia konnte ich in meinem letzten Spielerjahr einiges mitnehmen. Und natürlich ist da noch Mike Williams. Mit ihm habe ich einen Head Coach, der mich schon aus Hanau Hornets-Zeiten kennt und der mir sicher zur Seite stehen wird, falls ich Fragen habe oder Hilfe brauche. Er hat mir das Vertrauen geschenkt und von seiner Erfahrung als Coach werde ich stark profitieren können. Das macht den Einstieg um einiges einfacher.

In der Saison 2013 noch Spieler, Ende 2013 schon DC. Bist Du Dir des Respekts „Deiner“ Spieler sicher?

Nicht jeder gute Spieler ist auch ein guter Coach. In beiden Bereichen muss man sich den Respekt erarbeiten und verdienen. Als Spieler habe ich das , glaube ich, ganz gut hinbekommen, als Coach werden wir einfach mal abwarten. Ich werde mich auf alle Fälle zu 100 Prozent in die Sache stürzen und hoffe, dass die Spieler mitziehen. Generell kommt es beim Respekt vor allem auf die eigene Persönlichkeit an und wie man mit seinen Mitmenschen umgeht. Da werden mir meine Jahre bei Universe und die Karriere als „Man in Purple“ bestimmt helfen. Ich habe als Spieler immer alles gegeben und war sechs Jahre lang Defense-Captain. Natürlich bin ich gespannt, wie die Spieler es aufnehmen, wenn ich jetzt in der Verantwortung stehe und Entscheidungen treffen muss. Aber schon zu meinen aktiven Zeiten habe ich immer einen guten Draht zu meinen Mannschaftskollegen gehabt. Ich gehe davon aus, dass sie mich als Coach gut aufnehmen werden und ich ihre volle Unterstützung habe. Und diejenigen, die zweifeln, muss ich einfach mit meiner Arbeit überzeugen.

Was genau kannst Du von Deiner Spielererfahrung mit einbringen?

Da ich so gut wie keine Coaching-Erfahrung habe, ist meine Spielererfahrung natürlich die wichtigste Komponente. Ich hatte schon immer ein gutes Gefühl für Spielsituationen und hoffe, dass ich genau diese Eigenschaft auch als Coach einbringen kann, wenn es darum geht, den richtigen Spielzug zum richtigen Zeitpunkt zu callen. Außerdem glaube ich, dass gerade die Tatsache, in den vergangenen zwei Jahren noch in dieser Liga gespielt zu haben, sehr helfen wird. Ich weiß, welches Niveau in dieser Liga herrscht, ich kenne die meisten Teams und habe noch einen sehr frischen Eindruck davon, was man in dieser Liga benötigt, um eine gute Rolle zu spielen. Ich kenne die meisten unserer Spieler und habe natürlich auch schon gewisse Vorstellungen, auf welchen Positionen ich welche Spieler sehe und was ich von ihnen erwarten kann. Des Weiteren werde ich versuchen, das, was mir meine Coaches vermittelt haben, in meine Arbeit einfließen zu lassen.

Wie schätzt Du das Team aktuell ein und wo siehst Du es Anfang, Mitte und Ende der Saison 2013?

Das kann man so früh im Jahr noch nicht sagen, weil sich alle Teams natürlich noch verstärken werden und man vor allem den Saisonbeginn abwarten muss, wie die verschiedenen Mannschaften dann tatsächlich spielen. Wer hätte vor der Saison 2013 gedacht, dass die Pikes absteigen oder dass Ravensburg eine dermaßen starke Saison spielt? Es gibt noch bei jedem Team zu viele offene Fragen, um schon eine Prognose zu ziehen. Fakt ist aber, dass wir in den vergangenen beiden Jahren zweimal Vizemeister geworden sind und unsere Defense immer eine der stärksten der Liga war. Viele Spieler aus diesen beiden Jahren sind weiterhin in unserem Kader, von daher gehe ich davon aus, dass wir eine weitere gute Saison spielen werden, weil einfach eine gewisse Qualität vorhanden ist. Das Wichtigste ist aber, dass wir jetzt eine gute Vorbereitung haben und in jedem Training hart an uns arbeiten, denn geschenkt bekommt man in dieser Liga nichts. Und wenn man nicht fokusiert ist und sich gut vorbereitet, kann es auch ganz schnell nach unten gehen.

Mit den beiden Spielen Anfang Mai und Ende August in der CommerzbankArena stehen Universe gleich zwei Saisonhöhepunkte ins Haus. Was ist so besonders an diesen Spielen?

Ich bin gespannt, wie man als Coach diese Spiele erlebt, aber als Spieler war es ein absolutes Highlight und das schönste Erlebnis in meiner aktiven Laufbahn. Das Gefühl, in diesem Stadion vor über 5000 Zuschauern zu spielen, mit einer Lautstärke, bei der man sein eigenes Wort nicht versteht, ist schon einmalig gewesen. Ich freue mich jetzt schon darauf und kann nur jeden Spieler beglückwünschen, wenn er bei diesen Spielen auf dem Platz stehen darf. Und die Fans sollten uns in der CoBa auf keinen Fall verpassen…