Rumpf-Kader der Flagfootballer belegt in Karlsruhe beachtlichen Mittelfeldplatz

Die Personaldecke, mit der die „Purple Flags“, die Flagfootballer von Frankfurt Universe, nach Karlsruhe zum „Brigande Bowl“ reisten, war aufgrund der Urlaubszeit extrem dünn. Die am Ende des Turniers sichtlich ausgepowerten aber durchaus zufriedenen „Men in Purple“ Andreas Doleschal, Bryce Clark, Matthias Voller, Nate Clark und Weixiao Sha belegten zwar nach eigener Aussage „nur Platz sieben, aber dafür haben wir die Gewissheit, das Potenzial zu haben, selbst mit einer Rumpfmannschaft mithalten und mit etwas mehr Glück oder mehr Spieler höhere Gefilde erreichen zu können“.

Nachdem die Flaggies die 90-minütige Fahrt hinter sich gebracht hatten, stand Teambuilding in besonderer Form an: Ein Pavillon wurde als Camp der Purples aufgebaut und mit Sonnensegel und dazugehöriger Plane kreativ kombiniert, um möglichst viel Schatten zu bieten. „Die daraus resultierende Konstruktion ähnelte zwar einer Kombination aus modernem Picasso und provisorischem Flüchtlingscamp, war aber bei der brütenden Tageshitze und der im Laufe des Tages gemeldeten 36 Grad ein Lebensretter“, so die Flagfootballer scherzend.

„Von der ersten gemeinsamen Mannschaftsleistung beflügelt“ starteten die Purple Flags ins erste Gruppenspiel gegen die Wiesbaden Phantoms Allstars. Lange befand sich das Frankfurter Team auf Augenhöhe und ging sogar in Führung, als Wide Receiver Bryce Clark mit dem Ei an der Sideline zwei Verteidiger umtanzte, um erste Punkte für das lila Team zu markieren. Das Kurzpassspiel beider Teams brachte immer wieder First Downs, nur die Offense der Phantoms hatte etwas mehr Glück in der Endzone, während es die Purples auf der anderen Seite des Feldes einige Male verpassten, aus aussichtsreicher Lage zu punkten und das Spiel für sich zu entscheiden. 6:20 endete der Vergleich schließlich.

Die Cologne Vikings, nordrhein-westfälischer Meister von 2008, waren zweiter Gegner der Frankfurter. Auch dieses Mal gingen die Universe-Flagfootballer früh in Führung, erhöhten danach auf 12:0, stoppen die Wikinger jedoch ihrerseits einige Male nicht. „In dieser Phase mussten wir der Hitze Tribut zollen, so dass die Vikings nach einer verrückten Aufholjagd 18:18 ausglichen und leider auch den Extrapunkt verwandelten“, so Coach Nate Clark nach dem Schlusspfiff über die 18:19-Niederlage Sekunden vor Spielende.

Das dritte Match bestritten die „Purple Flags“ gegen die Black-Mannschaft der Badener Greifs. Nachdem Quarterback Andreas Doleschal mit viel Spielübersicht das eine ums andere Mal seine Receiver Matthias Voller und Nate Clark mit punktgenauen Pässen in Szene setzte, die Frankfurter Offense den Gegner überrollte und auch Doleschal selbst mit einem 15 Yard-Lauf punktete, waren die Universe-Spieler vor allem bei den Extrapunkten von Center Matthias Voller erfolgreich. Auch die Defense setzte Akzente, unter anderem glückten Safety Nate Clark zwei wichtige Interceptions, die dem Gegner den Spaß am Tiefpassspiel raubten und Universe schließlich den 20:0-Sieg einbrachten.

Die Purple Flags waren somit nach drei Gruppenspielen Tabellendritter und erreichten dank einer positiven Punktedifferenz via Wild Card sogar das Viertelfinale, in dem sie nach nur kurzer Verschnaufpause auf Titelverteidiger Walldorf Wanderers trafen. „Das geografisch leicht zu übersehende Walldorf ist auf der Flagfootball-Landkarte hingegen ein wahrer Riese, was sich seit Jahren deutlich im selbstbewussten Auftreten der ehrgeizigen Wanderers widerspiegelt“, so Nate Clark.

Um den Gegner zu verwirren und auch einige neue kreative Plays auszuprobieren, rotierten die Frankfurter auf allen Positionen. Kurzzeitig kamen so auch die Ersatzquarterbacks Bryce Clark und Nate Clark als Spielmacher auf das Feld. In der Defense beeindruckte das Team den Gegner durch unkonventionelles Play-calling. „Das schien den Favoriten gehörig zu verwirren, leistete sich dieser doch viele unnötige Fehlpässe, von denen einer sogar durch Bryce Clark intercepted wurde.“ Das Highlight des Spiels folgte für Universe schließlich unerwartet: Receiver Weixiao Sha umtanzte mit einigen Jukes und Spins die halbe Walldorfer Mannschaft nach einem kurzen Pass durch Nate Clark und erreichte die Endzone. Mit 6:34 endete das Spiel zwar deutlich, die Niederlage sei aber zu hoch ausgefallen, so das Frankfurter Team unisono.

Das Platzierungsspiel gegen Idar-Oberstein Fire wurde schließlich mit 13:14 knapp verloren, „aber da fehlte aufgrund der Dauerbelastung wohl auch einiges an Konzentration“, so Nate Clark. Letzter Gegner der Purple Flags wären somit die Darmstadt Diamonds gewesen, doch einigten sich die beiden Teams darauf, sich den siebten Platz zu teilen und aufgrund der Hitze nicht mehr anzutreten.

Quarterback Andreas Doleschal zeigte sich nach dem Turnier mit einer guten Touchdown/Interception-Bilanz von 7:2 und drei selbsterlaufenen Touchdowns selbstkritisch: „Es hat einfach Spaß gemacht! Leider haben uns aber Kleinigkeiten wie Routine, Abgeklärtheit oder meine Erfahrung als Quarterback zwei Siege gekostet - daran müssen wir noch arbeiten."

Turniersieger wurden schließlich die Walldorf Wanderers, die die Badener Greifs Red im Finale schlugen.

Das Fazit von Universe-Head Coach Nate Clark: „In der Offense haben wir zu oft die PAT versäumt und das hat uns zwei Siege gekostet, aber unser Hauptziel ist es immer, vor allem Spaß zu haben, und das ist uns gelungen. Da wir nur zu fünft waren, musste jeder die ganze Zeit in beide Richtungen spielen. Eine echte Herausforderung, insbesondere weil die meisten anderen Mannschaften mit zwei- oder dreimal so vielen Spielern antraten. Noch dazu mussten wir nach jedem eigenen Spiel das folgende Spiel als Schiedsrichter leiten und anschließend wieder antreten. Also waren wir wirklich bei 36 und mehr Grad die ganze Zeit auf dem Platz.“

Weiterhin seien Interessierte zum Training eingeladen, schließt Clark seine Ausführungen. Das Team verlange keine Vorkenntnisse, sondern lediglich Motivation und Spielfreude. Zum Training samstags von 13 bis 15 Uhr bei der SG28 in der Sondershausenstraße 3 in Frankfurt sollten Interessierte lediglich Sportschuhe und taschenlose Trainingshosen mitbringen.